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Nunderit / Nundorit / Noondorit

Abb. 1: Nunderit - ein alteriertes Vulkangestein

Foto: K. Sieber, www.makrogalerie.de

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Bei diesem Gestein aus Australien kursieren in der Literatur und im Handel nicht nur verschiedene Bezeichnungen und Schreibweisen, sondern auch verschiedene Fundorte. Ob es sich bei allen recherchierten Angaben um exakt das gleiche Gestein handelt, ist fraglich. 
Das dem EPI-Labor vorliegende Gestein besteht aus hellgrünen, wolkigen Bereichen, eingebettet in eine farblose bis braune Matrix. Kleine Partikel von undurchsichtigen (opaken) Erzmineralen sind ungleichmäßig im gesamten Gestein verteilt.

Nunderit in der Literatur und im Internet

1. In dem Buch "Gems, their sources , descriptions and identification" von R. Webster, das von einigen Lesern als die "Bibel der Gemmologen" bezeichnet wird, ist ein Gestein beschrieben (leider ohne Foto) mit der Bezeichnung "Nunderite from Nudel in New South Wales, Australia“: This brown stone with green splashes is a combination of Jadeite and Plagioclase Feldspar". Da Jadeit aus New South Wales sonst nirgendwo beschrieben wird, ist diese Literaturangabe mit Vorsicht zur Kenntnis zu nehmen.

2. Eine weitere, bei Mindat.org angegebene Gesteinszusammensetzung "Aegirine-Orthoclase Syenite from Nundoora Station near Broken Hill called Nundoorite" trifft möglicherweise auf einen Fundort zu, der in den 1960er Jahren für lapidare Zwecke erschlossen wurde. Die Grube war nicht besonders groß. Sie ist seit vielen Jahren still gelegt und kann nicht mehr betreten werden. Aus dieser Mine kann das heutzutage angebotene Material demnach nicht stammen.

3. Der geologische Dienst (Geological Survey) von New South Wales beschreibt das aktuell verfügbare Gestein wie folgt: "Soweit wir wissen, enthält dieses Gestein die Minerale Albit, Aegerin, Nephelin und Natrolith, aber auch einige andere Minerale. Der Natrolith dürfte lange nach den anderen Mineralien kristallisiert sein. Es handelt sich um ein alteriertes mafisches alkalisches Eruptivgestein. Dieses spezielle Gestein wurde stark verändert, möglicherweise durch überhitztes Meerwasser am Meeresboden, kurz nachdem es abgelagert wurde - was aufgrund der ungewöhnlichen natriumhaltigen Mineralien im Gestein interpretiert wird. Weltweit gibt es nur einen einzigen Aufschluss dieser Gesteinsart. " [Quelle:  Mindat.org].

4. Diversen Webseiten im Internet geben weitere mögliche Gesteinszusammensetzungen an. Hier eine kleine Auswahl: "Andalusite with areas of green epidote", "Epidot in Matrix mit Andalusit", "rötlicher Orthoklas Feldspat mit grünem Epidot ".

Gesteinsanalyse

Nunderit / Nundorit / Noondorit Ausschnitt

Abb. 2: Nunderit Gestein in der Vergrößerung.

Foto: J. Lorenz

Nach diesen Recherchen war klar, dass detailierte gemmologisch/mineralogische Untersuchungen nötig sein werden, um den aktuell am Markt befindlichen »Nunderit« zu charakterisieren. Hierfür wurden fortgeschrittene Analysetechniken wie Raman-Laseranalysen und Röntgendiffraktionsspektrometrie angewandt. Dabei konnten hauptsächlich Kalifeldspat (Orthoklas) mit Natrolith und einem Pyroxenmineral (Aegirin) identifiziert werden.

Das angebliche Vorhandensein von Jadeit, Epidot oder Andalusit konnte nicht bestätigt werden.

Nach den Analysen besteht die bräunliche bis farblose Grundmasse aus Kalifeldspat, der innig mit Natrolith verwachsen ist. Die grünlichen Bereiche enthalten ein Pyroxenmineral, das nicht ganz genau bestimmt werden konnte. Am besten passte das gefundene Spektrum auf das Natrium (Na-) Pyroxen Ägirin.

Genese

Nunderit hat sich wohl aus einem quarzarmen (mafischen) Eruptivgestein gebildet, das aus viel Feldspat und einigen größeren Pyroxenkristallen (Porphyroblasten) bestand. Dieses Ausgangsgestein wurde später unter Zufuhr von Natrium umgewandelt (alteriert). Der vorhandene Feldspat wurde weitestgehend zersetzt und ist nur noch in Spuren (reliktisch) vorhanden. Gleichzeitig haben sich Zeolithminerale neu gebildet, vor allem natriumreicher Natrolith. Die ursprünglichen Hochdruck-Pyroxene sind als "angelöste" Relikte erhalten geblieben und als grüne Flecken im Gestein sichtbar.

Fazit

In den 1960er Jahren gab es wohl verschiedene Vorkommen von Gesteinen, die dem heutigen Nunderit ähnelten. Eines davon, dessen Fundort als "Nundel in New South Wales, Australien" angegeben wurde, wurde (engl.) "Nunderite" genannt. Ein Vorkommen eines ähnlichen Gesteins lag bei Nundoora Station in der Nähe der Ortschaft Broken Hill, ebenfalls in New South Wales, Australien. Dieses Gestein wurde (engl.) "Nundoorite" oder (engl.) "Nundorite" genannt. Beide Vorkommen sind bereits seit Jahrzehnten erschöpft.
Die mineralogische Zusammensetzung des aktuell unter dem Handelsnamen »Nunderit« vermarkteten Gesteins aus Australien entspricht einem metamorph umgewandelten Vulkanit. Eine innige Verwachsung von Feldspat mit Natrolith bildet die farblose bis bräunliche Grundmasse. Ein teilweise zersetzter Klinopyroxen sorgt für die grünlichen Wolken im Gestein.

Autor: B. Bruder, ©  EPI - Institut für Edelsteinprüfung (www.epigem.de)

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