Dieses Gestein wäre früher als "Chloromelanit" bezeichnet worden. Heutzutage ist dieser Name veraltet.
Foto: K. Sieber, www.makrogalerie.de
Der Name Chloromelanit stammt aus dem Griechischen (chloros = grün, melas = schwarz) und beschreibt das Aussehen eines Gesteins, das aus einer grünen Grundmasse mit schwarzen Flecken besteht. Die Verwendung des Namens wurde in der Mineralogie und Gemmologie stets uneinheitlich gehandhabt. Folglich wurden auch in der Literatur ganz unterschiedliche Gesteine als Chloromelanit angesprochen, so z.B. Eklogit oder Omphacit [Essene & Fyfe, 1967] oder auch ein Jadeit führendes Gestein aus Burma, welches heute als Maw-sit-sit bezeichnet wird [Gübelin, E., 1964].
Die Internetseite "Edelstein-Knigge von Prof. Leopold Rössler" auf www.beyars.com, die von Goldschmieden und Juwelieren gern als Referenz herangezogen wird, bezeichnet Chloromelanit einfach als "Varietät von Jadeit".
Etwas genauer wird Wikipedia, wo Chloromelanit als "ein Mischkristall aus Aegirin, Diopsid und Jadeit mit dem Mischungsverhältnis von etwa 1:1:1" beschrieben wird. Dies deckt sich mit der Definition der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft [Henn, 2008]. Mischkristalle mit dem angegebenen Mischungsverhältnis tragen jedoch heutzutage den von der für die Benennung von Mineralien zuständigen CNMNC Kommission (Commission of New Minerals, Nomenklature and Classification) anerkannten Mineralnamen »Omphacit«. Chloromelanit hingegen ist nicht als Mineralname anerkannt.
Es ist deshalb nicht verwunderlich, wenn einige Autoren Chloromelanit als "veraltete Bezeichnung für Omphacit oder Aegirinaugit" definieren [Börner, Hill, 2012].
Aber was gilt nun? Ist Chloromelanit nun Aegirnaugit oder Omphacit oder gar Jadeit?
Licht ins Dunkel bringt der renommierte Mineraloge W. E. Tröger, der in seinem 1962 erschienen Artikel "Zur Systematik und Optik der Chloromelanit-Reihe" einen fundierten Überblick zum Begriff Chloromelanit gibt. Danach wurde der Begriff nicht von einem Geowissenschaftler, sondern von dem Archeologen A. Dumour geprägt, der sich weltweit mit der Untersuchung von steinzeitlichen Werkzeugen beschäftigte. Dumour bezeichnete mit diesem Namen alle grün-schwarz gemusterten Gesteine von hoher Dichte, die aus eisenreichem Jadeit zu bestehen schienen. Den Gepflogenheiten seiner Zeit (1865) entsprechend, kennzeichnete der neue Name sowohl das Mineral als auch das entsprechende Gestein.
Nun gibt es aber unter den prähistorischen Steinbeilen von dunkelgrüner Farbe und hoher Dichte auch solche, die z.B. aus einem Gemenge von Jadeit mit Hornblende oder einem Gemenge von Omphacit mit Glaukophan oder ähnlichen Gesteinszusammensetzungen bestehen. Auch sie wurden in der Folgezeit von verschiedenen Autoren als Chloromelanit bezeichnet, sodass dieser Begriff einen recht zweifelhaften Aussagewert bekam. [Tröger, 1962].
Die uneinheitliche Benennung führte schließlich im 20. Jahrhundert dazu, dass der Begriff fallen gelassen wurde. Er gilt seither als veraltet, weil er für eine wissenschaftlich korrekte Nomenklatur viel zu unspezifisch war. In der Folgezeit wurden die verschiedenen bis dahin als Chloromelanit angesprochenen Gesteine neu benannt und mit ihrem mineralogisch korrekten Namen angesprochen.
In der gemmologischen Literatur hielt sich der Begriff jedoch noch bis Ende des 20. Jahrhunderts [Schumann, 1997; Webster, 2000] und diente als veraltetes Synonym für ein Gestein, das heute weltweit als "Maw-sit-sit Jade" bezeichnet wird.
Am Beispiel des Chloromelanits lässt sich sehr schön nachvollziehen, wie ein Gesteinsname, der im 19. Jahrhundert geschaffen wurde, im 20. Jahrhundert durch die sich rasch entwickelnden analytischen Fähigkeiten und dem dadurch bedingten explosionsartig zunehmenden Wissensstand neu benannt oder genauer definiert werden musste.
Literatur:
Börner, K. & Hill, D. (2012): Große Enzyklopädie der Steine; 15. Aufl.; Abraxas Verlag; Hasede, ISBN 978-3-934219-17-5.
Essene, E.J. & W.S. Fyfe (1967): Omphacite in California metamorphic rocks. Contributions to Mineralogy and Petrology: 15, 23 pp
Henn, U. (2008): Bestimmungstabellen.- Deutsche Gemmologische Gesellschaft (DGemG); Eigenverlag
Schumann, W. (1997): Der neue BLV Steine- und Mineralienführer.- Blv Buchverlag; ISBN-10: 3405153026
Tröger. W. E. (1962): Zur Systematik und Optik der Chloromelanit-Reihe.- Mineralogy and petrology, Vol. 8, 24-35, ISSN 1438-1168
Webster, R. & Read, P.G. (2000): Gems, Their Sources, Descriptions and Identification.- Butterworth-Heinemann; 273-274; ISBN-10: 0750616741
Autor: Dipl.-Min. B. Bruder
© INSTITUT FÜR EDELSTEIN PRÜFUNG (EPI)