Die Farbe von Amazonit-Feldspäten ist abhängig von Störungen im Kristallgitter
Foto: K. Sieber, www.makrogalerie.de
Amazonit ist nach der (alten) klassischen Definition ein grüner, hell- oder himmelblauer, blaugrüner, malachitgrüner bis türkisfarbener Mikroklin-Feldspat, der zur Gruppe der Kalifeldspäte zählt (siehe auch unseren Artikel ”Feldspat - Wie Sonne und Mond“).
Die Farbursache beruht bei Amazoniten auf einen geringen Gehalt an Blei (Pb-Pb)3+- Farbzentren, welche durch natürliche Radioaktivität unter dem katalytischen Einfluss von strukturellem Wasser aktiviert wurden. Die maximale Farbzentren-Konzentration wurde in den ältesten präkambrischen Amazonit-Pegmatiten von Keivy (Kola-Halbinsel) entdeckt, welche über einen Zeitraum von Milliarden Jahren natürlicher Strahlung ausgesetzt waren. Die Farbschattierungen hängen jedoch weniger vom Bleigehalt ab, sondern vielmehr vom Ausmaß der Störungen im Kristallgitter der Feldspäte. Amazonite mit einer höheren Al/Si-Störung sind meist grün und solche ohne Störungen (wie z.B. Mikroklin-Amazonit) meist blau.
Die Farbe von Amazonit kann durch Bestrahlung mit Gammastrahlen zunehmen, abnehmen oder gleich bleiben. Bekannt, aber bisher unerklärlich ist das Phänomen, dass bei Orthoklas-Amazoniten aus Broken-Hill (Australien) die smaragdgrüne Farbe intensiviert wird, sobald sie einige Zeit in der Sonne liegen. Andererseits verlieren alle Amazonite durch Erhitzen ihre vorherige Grün- oder Blaufärbung. Die Farbe kann jedoch durch Bestrahlung teilweise wieder hergestellt werden.
Mikroklin-Amazonit, Mosambik
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Seit den 1970er Jahren wurden immer mehr grün bis grünlichblaue Feldspäte entdeckt, die die gleichen oder ähnliche Charakteristika tragen wie der klassische Mikroklin-Amazonit, aber nicht aus Mikroklin bestehen und somit nicht der klassischen Definition entsprechen. So wurden zum Beispiel ”Amazonite“ von den berühmten Lagerstätten Brocken Hill (Australien) und Mogok (Myanmar) als Orthoklase identifiziert und die grün-weiß gemusterten Amazonite aus Mosambik als Mikroklin-Feldspat, der weißen Natronfeldspat (Albit) entmischt hat, was mineralogisch als ”Mikroklin Perthit“ bezeichnet wird. Deshalb ist die klassische Definition in den letzten 20 Jahren immer wieder erweitert worden.
Führende Wissenschaftler der Amazonitforschung schlagen heutzutage vor, den Begriff Amazonit auf alle ähnlich gefärbten Feldspäte auszudehnen, unter der Voraussetzung, dass amazonitähnliche (Pb-Pb)3+-Farbzentren nachweisbar sind. Da die Kalifeldspäte Mikroklin, Orthoklas und Sanidin mit den Natriumfeldspäten (mit Albit als Endglied) und in eingeschränktem Maße auch mit den Plagioklas-Feldspäten (Anorthoklas, Oligoklas) eine Mischkristallreihe bilden, ist man mittlerweile dazu übergegangen, alle blauen bis grünen, bleihaltigen Varietäten der betreffenden Feldspäte mit dem Zusatz ”- Amazonit“ zu versehen, z.B. Mikroklin-Amazonit, Orthoklas-Amazonit, Albit-Amazonit, Perthit-Amazonit usw. Heutzutage hat man es also nicht mehr nur mit einem einzigen Amazonit zu tun, sondern mit einer Vielzahl von Amazoniten.
Autor: Dipl.-Min. B. Bruder
© INSTITUT FÜR EDELSTEIN PRÜFUNG (EPI)
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