Hinweis: Das EPI-Labor ist vom 29. März bis 1. Mai 2024 geschlossen. Danach sind wir gerne wieder für Sie da.

Die Farbe von Amazonit beruht auf 3 Komponenten: Blei, Wasser und Strahlung.

Foto: K. Sieber, www.makrogalerie.de

 

Mineralien sind nichts Anderes, als durch natürliche Vorgänge gebildete chemische Verbindungen. Im Unterschied zu den künstlich erzeugten, festen chemische Verbindungen (Chemikalien), die meist in Pulverform produziert werden, sind die für Mineraliensammler und Schmuckliebhaber interessanten Mineralien - vom "Micromounts" einmal abgesehen - in einer gut sichtbaren Größe kristallisiert. Mineralien können - genau wie Industrieprodukte - Schwermetalle und andere Elemente enthalten, die unter bestimmten Umständen einen schädlichen Einfluss auf die menschliche Gesundheit oder unsere Umwelt haben können.

Solange ein Mineral - mit Ausnahme der radioaktiven Minerale - nur auf der Fensterbank steht und angeschaut wird, können seine Inhaltsstoffe in der Regel ignoriert werden. Wichtig ist nämlich nicht, was in einem Mineral drin ist, sondern was herauskommt und in die Umwelt gelangt oder vom menschlichen Körper aufgenommen werden kann.

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Verwendung von Mineralien deutlich erweitert. Früher war noch der rein optische, ästhetische Aspekt oder das wissenschaftliche Interesse der Hauptbeweggrund sich mit Mineralien zu befassen. Heute werden Mineralien auch für Wellness-Anwendungen, Kosmetika und als Heilsteine eingesetzt. Auch das Einlegen über mehrere Stunden und Tage in Öle oder Trinkwasser zum Zwecke der Energetisierung oder der Wellness, ist eine neu hinzu gekommene Anwendung von Mineralien, die vor 30 Jahren noch weitgehend unbekannt war.

Aus diesem geänderten Nutzerverhalten ergeben sich neue Wege der Migration von schädlichen Elementen aus den Mineralen in die Umwelt und in den menschlichen Körper. Eine der Dienste des EPI-Labors besteht darin, Gefahrenpotentiale in diesen neuen Umgangsformen mit Mineralien zu erkennen und Hinweise auf eine sichere Handhabung zu geben.

Um eine mögliche Gesundheitsgefahr abschätzen zu können, haben wir in der sogenannten "Spielzeugrichtlinie" EN-71-3 ein klar definiertes, reproduzierbares Verfahren gefunden, um messen zu können, wieviel mg eines bestimmten Elements ein Stein unter bestimmten Bedingungen abgibt. In dieser Norm EN-71-3  ist festgelegt, wieviel Schwermetalle und andere potentiell giftige Elemente wie Aluminium, Bor oder Barium von einem Präparat unter bestimmten, klar definierten Bedingungen maximal freigesetzt werden darf, damit es in Kinderhänden unbedenklich ist.

Dafür wird die Probe etwa eine Stunde in einer Speichel ähnlichen, sauren wässrigen Lösung gelagert, um zu simulieren, dass Kinder Gegenstände in den Mund nehmen oder verschlucken. Anschließend wird mittels Induktiver Gekoppelter Argon-Plasma Spektrometrie gemessen, wieviele mg Schwermetalle pro kg Probensubstanz in diese Lösung abgegeben worden sind.

Bei der Testung von Amazonit nach der eben geschilderten Vorgehensweise, erhielten wir folgende Daten:

 

Amazonit Probe

Abb. 2: eingesetztes Probenmaterial #10613

Element

 

Einheit

Ergebnis
#10613

Grenzwerte gemäß
DIN EN 71-3:2013

Aluminium

Al

mg/kg

11

70000

Antimon

Sb

mg/kg

< 10

560

Arsen

As

mg/kg

< 1.0

47

Bor

B

mg/kg

< 10

15000

Barium

Ba

mg/kg

< 10

18750

Cadmium

Cd

mg/kg

< 1.0

17

Kobalt

Co

mg/kg

< 10

130

Chrom (gesamt)

Cr

mg/kg

< 0.2

460

Chrom VI

Cr6+

mg/kg

< 0.02

0,053

Kupfer

Cu

mg/kg

< 10

7700

Mangan

Mn

mg/kg

< 10

15000

Nickel

Ni

mg/kg

< 10

930

Blei

Pb

mg/kg

125

23

Selen

Se

mg/kg

< 10

460

Zinn

Sn

mg/kg

< 1.0

180000

Strontium

Sr

mg/kg

< 10

56000

Zink

Zn

mg/kg

< 10

46000

Quecksilber

Hg

mg/kg

< 1.0

94

(alle Werte, die mit < gekennzeichnet sind, liegen unterhalb der angegebenen Nachweisgrenze)

Aus den Daten ist ersichtlich, dass die Menge des ausgetretenen (migrierten) Bleis (125 mg/kg) den zulässigen Höchstwert (23 mg/kg) um ca. das Fünffache übersteigt. Damit war die Probe als Kinderspielzeug ungeeignet und wäre in der EU nicht als Kinderspielzeug zugelassen worden. Unter welchen Voraussetzungen und in welcher Weise Blei die Gesundheit und die Umwelt beeinträchtigen kann, lesen Sie in unserem Artikel Giftige Minerale.

Wie sind diese Daten zu bewerten?

Bei der Auswertung von Statistiken oder Daten jeglicher Art, ist es immens wichtig, den Bezugsrahmen der Datenerhebung zu kennen und zu berücksichtigen. Zur korrekten Einordnung der Amazonit Auswertungsergebnisse ist Folgendes wichtig:

1. Die Daten sind von einem Stein (siehe Abb. 2) erhoben worden, der eine zeitlang in einem sauren Milieu gelagert war. Trinkwasser ist jedoch neutral. Deshalb ist zu erwarten, dass die Absonderung von Blei aus Amazonit in Trinkwasser in der vorgegebenen Zeit eher kleiner ist, als unter den Versuchsbedingungen unter denen die Daten erhoben wurden.

2. Der zeitliche Rahmen unter dem die Probe der wässrigen Lösung ausgesetzt war, beträgt jedoch nur ein Bruchteil der Zeit, in der Wassersteine üblicherweise im Kontakt mit Trinkwasser stehen. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass eventuell mehr Blei in das Wasser migrieren kann.

Fazit

Da wir nicht absehen können, wieviel Blei innerhalb vieler Stunden bis Tagen von eingelegtem Amazonit in normales Trinkwasser migriert, möchten wir empfehlen, Amazonit vorsorglich nicht direkt in Wasser einzulegen, sondern die Reagenzglasmethode zu benutzen. Händler, die Amazonit als Trinkwassersteine anbieten, legen wir nahe, diese nur noch fertig präpariert im Reagenzglas oder als Phiole zu verkaufen.

 

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