Sie sollen härter als Diamant sein und aus dem Weltraum kommen. Leider sind sie kleiner als 1 mm, sodass sie nur selten sichtbar sind. Die Rede ist von Lonsdaleit, einem Mineral, das bisher in der Natur nur im Zusammenhang mit Meteoriteneinschlägen gefunden wurde.
Erstmals entdeckt wurde Lonsdaleit in einem Fragment des Meteoriten Canyon Diablo, der als Verursacher des berühmten Barringer-Kraters in Arizona (USA) gilt. Die Erstbeschreibung erfolgte 1967 durch C. Frondel und U. Marvin, die das Mineral nach der irischen Kristallografin Prof. K. Lonsdale benannten.
Lonsdaleit entsteht, wenn sich Graphit durch Schockereignisse bei hohem Druck und hoher Temperatur in eine diamantähnliche Struktur umwandelt, dabei aber das hexagonale Kristallgitter des Graphits beibehält. [Okrusch 2005]. Das Mineral besteht also aus dem Element Kohlenstoff. Es kommt nur in winzigen, kleinen, rundlichen Körnchen vor, die meist in eine bleigraue Hülle aus Graphit eingebettet sind.
Was hat es nun mit der großen (Mohs-) Härte auf sich, die 50% höher als Diamant sein soll? Diesen Wert hat der Geologe A. Tomkins 2022 ins Gespräch gebracht. Es ist ein theoretisch (!) erreichbarer Wert, den er aufgrund von Versuchen zur synthetischen Herstellung von Lonsdaleit errechnet hat - wenn es eines Tages mal gelingen sollte, das Mineral in reiner Form und ohne Strukturfehler herzustellen. Es ist also eine Theorie, die nicht durch real existierende Kristalle bestätigt ist.
Natürlich vorkommender Lonsdaleit hat nur eine Härte zwischen 3 und 8 auf der Mohs Härteskala. Laut Tomkins fällt der reale Wert deshalb so niedrig aus, weil die Kristalle durch die schockartige Druckerhöhung viele Strukturfehler haben.
Fakes
Wir können es nicht einmal "Imitation" nennen. Denn die weißen bis beigen, tennisball großen Kugeln (Abb. 1), die auf Mineralienbörsen und auf Etsi & Co als "Lonsdaleit" angeboten werden, sehen so gar nicht aus, wie das echte Material. Es handelt sich um abgewetzte Keramikkugeln aus Kugelmühlen, also um Industriemüll. Der Verkauf dieses Materials als "Lonsdaleit" ist Betrug in Reinform.
Lit.
M. Okrusch, S. Matthes: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer, Berlin 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 27, 441.
Clifford Frondel, Ursula B. Marvin (1967): Lonsdaleite, a Hexagonal Polymorph of Diamond. In: Nature. Band 214, S. 587–589
Andrew G. Tomkins et al (2022): Sequential Lonsdaleite to Diamond Formation in Ureilite Meteorites via In Situ Chemical Fluid/Vapor Deposition In: Earth, Atmospheric, and Planetary Sciences.
Autor: B. Bruder, © EPI - Institut für Edelsteinprüfung (www.epigem.de)