Goldorthoklas (links) & Goldlabradorit (rechts) im Vergleich

Foto: K. Sieber, www.makrogalerie.de

 

Die Mitglieder der Feldspatfamilie, zu der die Minerale Orthoklas, Labradorit und Sanidin gehören, sind in der Regel farblos, weiß oder grau. Farbvarietäten wie die grünen Amazonit-Feldspäte, roter Andesin, sowie Feldspäte in gelben Farbtönen sind eher selten.
Unter diesen gelben Feldspäten kennen wir 2 Varianten mit kaliumreicher chemischer Zusammensetzung (Orthoklas und Sanidin) und 1 Variante (Labradorit) aus der Natrium (Na) -Calcium (Ca) Mischkristallreihe.
Facettierte gelbe Feldspäte wurden aus Australien, Kalifornien, Madagaskar und Oregon bekannt. Die gelbe Farbe wird bei allen diesen Feldspäten durch das Element Eisen (Fe) hervorgerufen.

»Goldorthoklas«

Orthoklas

Abb. 1: Goldorthoklas, dessen gelbe Farbe einem leicht grünlichen Unterton besitzt.

Foto: K. Sieber, www.makrogalerie.de

Regelmäßig finden wir in Partien von gelben Orthoklasen auch gelbe Labradorite. Beide Feldspäte unterscheiden sich nicht nur in der chemischen Zusammensetzung und damit in der Dichte und Lichtbrechung sondern auch ein wenig in der Farbe.

 

  Orthoklas Labradorit
Kristallsystem monoklin triklin
Lichtbrechung 1,518 - 1,526 1,565 - 1,575
Dichte 2,55 - 2,57 2,70 - 2,72
Farbe grünlich gelb goldgelb

 

Tab. 1: physikalische Eigenschaften von Goldorthoklas und Goldlabradorit

»Goldlabradorit«

Goldlabradorit

Abb. 2: Goldlabradorit mit einem goldgelbem Farbton ohne grünlichem Unterton.

Foto: K. Sieber, www.makrogalerie.de

Es besteht eine sehr große Verwechslungsgefahr von Goldorthoklas mit gelbem, durchsichtigem Labradorit-Feldspat, der im Handel als »Goldlabradorit« bezeichnet wird. Wie beim Goldorthoklas ist seine gelbe Farbe auf einen geringen Gehalt von Eisen zurückzuführen.
Eine semiquantitative Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA) des EPI-Labors an einer Probe gelben Labradorits ergab:

49,62% SiO2

4,11% Na2O

28,12 Al2O3

0,59% Fe2O3

16,76% CaO

0,37% K2O

 

Tab. 2: chemische Zusammensetzung von Goldlabradorit

Damit lag die chemische Zusammensetzung der untersuchten Probe im Grenzbereich von Labradorit und Bytownit. Zu diesem Befund passten auch die physikalischen Merkmale, wie z.B. Lichtbrechung und Dichte (Tab. 1).

Unterscheidungskriterien von Goldorthoklas & Goldlabradorit

Liegen beide Steinsorten nebeneinander, so fällt auf, dass der Goldorthoklas immer etwas grünlich erscheint, während der Goldlabradorit in einem reinen Gelb glänzt. Mit etwas Übung können die beiden Feldspäte bereits anhand der Farbe auseinander gehalten werden: Im Unterschied zum Goldorthoklas ist die gelbe Farbe von Goldlabradorit frei von dem "leichten Stich ins Grünliche".
Ein weiteres einfaches Unterscheidungsmerkmal wird sichtbar, wenn der fragliche Stein in polarisiertem Licht betrachtet wird. Dieses spezielle Licht wird durch sog. "lineare Polarisationsfilter" erzeugt, wie sie z.B. in der Photographie üblich sind.
Üblicherweise werden 2 dieser Filter benötigt. Der erste wird auf eine Lichtquelle (z.B. eine Taschenlampe) gelegt. Der 2. Filter wird in einigem Abstand darüber gehalten und solange waagrecht gedreht, bis die Lichtquelle beim Blick von oben durch die beiden Filter hindurch schwarz (lichtundurchlässig) erscheint. Eine elegante, wenn auch nicht sehr lichtstarke Kombination von Lichtquelle und Polarisationsfilter stellen auch LCD-Bildschirme dar. Auch die Displays von Handys und Smartphones sind mit einem Polarisationsfilter versehen. Hier wird nur noch 1 zusätzlicher Filter benötigt, um folgenden Effekt zu sehen:
Labradorite (und alle triklinen Feldspäte), die zwischen die beiden Polaristionsfilter gelegt werden, zeigen mehrfarbige Streifen (Abb. 5). Diese Streifen sind charakteristisch für mehrfach verzwillingte Kristalle ("Polysynthetische Zwillinge"), die nach Zwillingsgesetzen gewachsen sind, die nur in Feldspäten mit trikliner Symmetrie möglich sind.
Die beiden monoklinen Feldspäte Orthoklas und Sanidin zeigen diese mehrfarbige Streifung im polarisierten Licht nicht.

»Sanidin«

Sanidin

Abb. 3: Sanidin aus Itrongay, Madagaskar

Foto: K. Sieber, www.makrogalerie.de

Sanidin ist die Hochtemperatur Modifikation von Orthoklas. Das bedeutet, dass die chemische Zusammensetzung der beiden Minerale nahezu identisch ist und damit auch ihre pysikalischen Eigenschaften (Tab. 3). Eine Unterscheidung ist in geschliffener Form nur mit röntgenspektrometrischen Verfahren (EDX) möglich.

  Orthoklas Sanidin
Kristallsystem monoklin monoklin
Morphologie der
Kristalle (Habitus)
prismatisch
bis tafelig
prismatisch, tafelig
bis nadelig, kugelig
Lichtbrechung 1,518 - 1,526 1,518 - 1,531
Dichte 2,55 - 2,57 2,56 - 2,62
Farbe grünlich gelb grünlich goldgelb

 

Tab. 3: Die physikalische Eigenschaften von Goldorthoklas und gelbem Sanidin unterscheiden sich zu wenig, um von diagnostischem Wert zu sein.

 

Lit.: Gem Trade L a b  Notes  (1994): FELDSPAR - Separating Alkali from Plagioclase species, GEMS & GEMOLOGY,Winter 1994, p 265
Simmons, W. B., Falster, A. U (2002): Yellow orthoclase (sanidine) from South Betroka, Madagascar. Mineralogical Record 33: 79-80
Ackermann, S., Kunz, M., Armruster, T., Schefer, J. & Hanni, H. (2005): Cation distribution in a Fe-bearing K-feldspar from Itrongay, Madagascar. A combined neutron- and x -ray single crystal diffraction study.

 


Autor: Dipl.-Min. B. Bruder

© INSTITUT FÜR EDELSTEIN PRÜFUNG (EPI), 2022

 

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