Ye Ming Zhu - eine phosphoreszierende Keramik (Kunstprodukt)
Foto: K. Sieber, www.makrogalerie.de
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Der Begriff »Ye Ming Zhu« wird (ähnlich wie der Begriff »Jade«) für kein einzelnes Mineral benutzt, sondern für eine ganze Reihe verschiedener Minerale und künstlicher Produkte. Ihr gemeinsames Merkmal ist, dass sie die besondere optische Eigenschaft des Phosphoreszierens zeigen, wenn sie dem Tageslicht ausgesetzt werden.
Die Liste der natürlichen Minerale, bei denen unter seltenen Umständen ein Phosphoreszieren beobachtet werden kann, ist lang: Apatit, Calcit, Coelestin, Diamant und Fluorit gehören genauso dazu wie Granat, Magnesit, Opal, Spinell, Spodumen und Zirkon. Diese Minerale beginnen jedoch nur dann zu phosphoreszieren, wenn sie in geringen Mengen bestimmte Verunreinigungen enthalten. Sphalerit (Zinkblende, Zinksulfid), der mit weniger als 1% Kupfer (Cu) oder Silber (Ag) verunreinigt (dotiert) ist, leuchtet gelblich-grün nach. Ist er mit Europium ( aus der Gruppe der Seltenen Erden) dotiert, erreicht er eine deutlich längere (und hellere) Phosphoreszenz-Zeit.
Auch Erdalkali-Aluminate, die mit Seltenen-Erden-Elementen verunreinigt sind, können sekunden- bis minutenlang phosphoreszieren. Vor allem die Seltenen Erden Elemente: Lanthan (La), Europium (Eu) und Dysprosium (Dy) können mit Elementen des Wirtsminerals - z.B. Calcium (Ca), Strontium (Sr), Barium (Ba) und Aluminium (Al) - in Interaktion treten und Lichtenergie speichern, die dann als sichtbares Leuchten verzögert wieder abgegeben wird.
Nach den Recherchen des EPI-Labors werden im Internet mehrere Arten »Ye Ming Zhu« angeboten:
»Antiker Ye Ming Zhu« (Ancient Ye Ming Zhu)
Ein natürliches Mineral, welches durch Lichteinstrahlung im sichtbaren Frequenzbereich zum Phosphoreszieren angeregt wird. Da es sich hierbei um ganz verschiedene natürliche Minerale handeln kann, lassen sich keine gemeinsamen Merkmale wie z.B. Härte, Dichte oder Lichtbrechung benennen. Es ist stets im Einzelnen zu prüfen, um welches Mineral es sich handelt. Am häufigsten ist es Fluorit. Zu recht werden diese natürlichen Steine als sehr selten beschrieben.
»Moderner Ye Ming Zhu« (Modern Ye Ming Zhu)
Unter dieser Bezeichnung werden alle künstlichen Produkte (Kunststoffe, Gläser, Keramiken) zusammengefasst, die durch bestimmte Zusatzstoffe ein minuten- bis stundenlanges Phosphoreszieren zeigen. Oft werden Sie im Gartenbau, bei der Innendekoration oder im Sicherheitsbereich (Warntafeln etc.) eingesetzt.
"Leuchtende Steine" werden auch in Baumärkten und im Internet angeboten, meist zu Preisen von wenigen Euro pro Kg.
In den 1960er und 1970er Jahren wurden solche Steine noch unter Zuhilfenahme von radioaktiven Elementen (z.B. Radium) hergestellt. Diese Praktik ist inzwischen verboten worden und durch nicht radioaktive Elemente ersetzt worden.
Befürchtete Radioaktivität mag vielleicht ein Grund dafür sein, weshalb phosphoreszierende Stoffe im Schmuckbereich nur selten anzutreffen sind. Kunststoffe sehen zu billig aus, als dass sie als Schmuck akzeptiert würden. Mit einer Mohs-Härte von 2-3 sind sie auch zu weich. Anders sieht es bei Gläsern und Keramiken aus. Phosphoreszierende Gläser haben eine Mohs-Härte von 5-6, Keramiken sogar bis 8.
»Himmlischer Ye Ming Zhu« (Celestial Ye Ming Zhu)
Mit dieser Bezeichnung werden phosphoreszierende Keramiken versehen, die als geschliffene, getrommelte oder gefasste Artikel zu esoterischen Zwecken angeboten werden. Ähnlich wie bei den künstlichen Glasprodukten, die als "Andara Crystal" vermarktet werden, wird auch um das künstliche Ye Ming Zhu - Produkt herum eine Internet-Gemeinschaft kultiviert, die "Erfahrungen austauscht und Lehrern, Händlern und Botschaftern eine Plattform bietet, um sich zu verbinden und auszutauschen".
[Ref.: http://celestiallegacy.com/what-is-ye-ming-zhu/]
Fazit
Unter dem Begriff »Ye Ming Zhu« werden Stoffe zusammengefasst, die den Lichteffekt der Phosphoreszenz zeigen, nachdem sie dem Tageslicht ausgesetzt waren. Es existieren natürliche Minerale, die diesen Lichteffekt zeigen. Da sie eine wohl dosierte Menge an bestimmten, seltenen Elementen benötigen, um den Lichteffekt deutlich zu zeigen, sind sie Raritäten im Mineralienhandel.
In der Regel sind phosphoreszierende Materialien künstlich hergestellte Produkte aus Kunststoff, Glas oder Keramik. Radioaktivität haben wir bisher in keinem dieser Produkte vorgefunden.