Scheelit-Dolomit.png

Abb. 1: Diese hellblauen Steine bestehen nicht aus "blauem Scheelit" sondern aus Dolomit.

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Bereits im Jahr 2018 wurden mehrere Trommelsteine mit weißen und hellblauen Farben zur Untersuchung ins EPI-Labor geben, die unter der Bezeichnung "blauer Scheelit" in den Handel kamen. Die Steine (Abb. 1) besitzen eine achatartige Zonierung, mit weißen, hellblauen und gelblichen Bereichen.

Scheelit ist ein Calciumwolframat (Ca[WO4]). In reiner Form ist das Mineral farblos. Durch Beimengungen von Fremdstoffen kann Scheelit eine graue, braune, hellgelbe, gelb-orange, rote oder grüne Farbe annehmen. Hellblaue Farben sind bisher nicht aufgetreten.

Mit einer Mohs'schen Härte von 4½ bis 5 gehört Scheelit zu den mittelharten Mineralen, die sich ähnlich wie das Referenzmineral Apatit (5) mit einem Messer ritzen lassen. 

Durch seine sehr hohe Dichte von 6,0 bis 6,1 zählt Scheelit zu den Schwermineralen. Zum Vergleich: der als "Schwerspat" bekannte Baryt hat "nur" eine Dichte von 4,5. Steine aus Scheelit müssten als besonders schwer auffallen, wenn sie in der Hand gehalten werden. Dies war bei den untersuchten Proben nicht der Fall.

Gesteinsanalyse

Raman Plot Dolomit_vs_Scheelit

Abb. 2: Das Raman-Spektrum der gemessenen Probe 9911 (schwarz) stimmt genau mit dem Referenzspektrum von Dolomit (rot) überein.

Die Dichte der untersuchten Steine wurde mit einer hydrostatischen Waage mit 2,83 ermittelt. Die Mohs'sche Härte lag bei 3½ - 4. Dies ist eine starke Abweichung zu den physikalischen Daten von Scheelit (siehe oben).

Mittels Raman-Laserspektroskopie erhielten wir eine gute Spektralkurve der Proben und verglichen sie mit dem Spektrum von Scheelit. (Abb. 2). Das Ergebnis war eindeutig. Die gemessene Kurve (schwarz) stimmte nicht mit Scheelit (grüne Kurve) überein, sondern mit Dolomit (rote Kurve). Damit konnte die gemessene Probe eindeutig als Dolomit identifiziert werden. 

Ein Test mit 10%iger Salzsäure zeigte eine träge Entstehung von Gasblasen an der Kontaktfläche von Säure und Stein. Diese Reaktion ist diagnostisch für Carbonatminerale, zu denen auch Dolomit gehört.

UV-Reaktivität

Scheelit in Dolomit

Abb. 3: Blau-weiß gebänderter Dolomit: links im Tageslicht, rechts unter kurzwelligem UV-Licht. Im rechten Bild sind die kleinen, weiß fluoreszierenden Kristalle, die unregelmäßig im Dolomit verteilt sind, deutlich erkennbar. Zur besseren Lokalisierung sind größere Bereiche mit Filzstift schwarz markiert worden.

Foto: K. Sieber, www.makrogalerie.de

Um abschätzen zu können, ob in dem untersuchten Gestein neben dem Hauptmineral Dolomit vielleicht doch auch Bestandteile von Scheelit vorhanden sein könnten, wurde die Proben unter kurzwelligem (254 nm) UV-Licht (UVk) begutachtet. Scheelit hat die Eigenschaft, unter kurzwelligem UV-Licht bläulich weiß zu fluoreszieren.
In der Tat konnten wir mehrere kleine, weiß fluoreszierende Bereiche entdecken (siehe Abb. 3). Wir vermuten, dass es sich bei diesen fluoreszierenden Bestandteilen um Scheelit handelt. Explizit nachweisen konnten wir das Mineral jedoch nicht. Hierzu sind weiterführende, mikroanalytische Untersuchungen notwendig. Sicher ist, dass diese fluoreszierenden Bereiche stets weiß bis farblos sind und niemals blau.

Fazit

Das untersuchte Material besteht fast ausschließlich aus Dolomit, mit kleinen Akzessorien eines fluoreszierenden Minerals, welches Scheelit sein könnte. 
Das Material als Ganzes als "Schellit" zu bezeichnen ist grob irreführend. Die hellblaue Farbe ist stets an den Dolomit gebunden, niemals an den Scheelit. Die mineralogische Bezeichnung lautet: Scheelit führender Dolomit. Im Handel kann das Gestein auch als Scheelit-Dolomit bezeichnet werden.

Autor: B. Bruder, ©  EPI - Institut für Edelsteinprüfung (www.epigem.de)

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