
Abb. 1: Drachenstein - ein metamorph überprägtes Epidotgestein (Epidot-Fels)
Foto: K. Sieber, www.makrogalerie.de
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Dieses Gestein mit roten und grünen Bestandteilen wird unter verschiedenen Namen zum Kauf angeboten. Häufige Bezeichnungen sind »Drachenstein«, »Drachenblut Stein« und »Drachenblut Jaspis«.
Historische Quellen verstanden unter dem Begriff "Drachenblut" das Mineral Cinnabarit (dt.: Zinnober) HgS (Quecksilbersulfid). Carl Friedrich Naumann (1798 - 1873) vergab diesen Namen für das rote Mineral. Er leitete den Namen von dem lateinischen Wort cinnabaris bzw. dem griechischen Wort kinnabari ab, einem roten Harz, das bis heute als "Drachenblut" bekannt ist. Entsprechend wurden Gesteine, die rote Adern von Cinnabarit enthielten als "Drachenblut"steine bezeichnet. (z.B. ein Grünschiefergestein mit roten Zinnober-Adern).
Im Unterschied zu diesen historischen Vorgängern wird die Zusammensetzung der aktuell angebotenen Drachen(blut)-steine bei diversen Anbietern im Internet als "grüner und roter Epidot", "grüner Epidot mit rotem Piemontit" oder am häufigsten als "grüner Epidot mit rotem Jaspis" angegeben.
Gesteinsanalyse
Das mikroskopische Erscheinungsbild der anpolierten Gesteinsprobe ergab eine kleinteilige Verwachsung eines grünen Minerals mit einem farblosen Mineral, welches stellenweise rot pigmentiert ist.
Mittels Raman-Laserspektroskopie konnte das grüne Mineral als Epidot identifiziert werden und die farblosen bzw. rot pigmentierten Bereiche als Quarz.
Eine Dünnschliff-Analyse des Gesteins ergab, dass der Quarz nicht faserig ausgebildet ist wie bei Chalcedon oder Jaspis, sondern aus kleinsten Kristallen besteht.
Die roten Bestandteile im Quarz wurden mittels laserinduzierter Plasmaspektroskopie (LIPS) als Hämatit identifiziert. Für das Vorhandensein von Piemontit, der manchmal auch als "roter Mangan-Epidot" angesprochen wird, ergaben sich keinerlei Hinweise. Das für Piemontit charakteristische Element Mangan war nicht nachweisbar. Auch das Mineral Cinnabarit konnte nicht gefunden werden.
Genese
Der im Gesteinsdünnschliff dominierende grüne Epidot zeigt deutliche Anzeichen einer metamorphen Überprägung. Die ursprünglichen Epidot-Kristalle wurden teilweise aufgelöst und haben sich später neu gebildet. Als Ausgangsgestein kommt ein epidotreiches Skarn-Gestein in Frage, welches metamorph überprägt wurde. Das daraus gebildete Gestein wird als Epidot-Fels bezeichnet.
Fazit
Die Bezeichnung "Drachenblut-Jaspis" ist für das untersuchte Gestein in mehrfacher Hinsicht unzutreffend.
- Historisch gesehen, sind "Drachenblut"steine Gesteine, die das Mineral Cinnabarit [Zinnober] enthalten. In der untersuchten Probe ist jedoch kein Cinnabarit vorhanden.
- Die Dünnschliffanalyse hat gezeigt, dass das Gestein kein Jaspis enthält, sondern Kristallquarz. Deshalb ist auch der Begriff "Jaspis" bei dem untersuchten Gestein irreführend.
Es wird empfohlen, bei der Benennung dieses Gesteins die Begriffe "Drachenblut" oder "Jaspis" zu meiden. Ein möglicher Handelsname ist Drachenstein. Die mineralogische Bezeichnung lautet: Epidot-Fels.